Langenbrand
um 1860
Feuerschätzungsprotokoll
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Im
Jahre 1860 wurde vom königlich-statistisch-topographischen
Bureau die Beschreibung des Oberamts Neuenbürg
herausgegeben. In diesem Buch gibt es zum ersten mal eine
ausführliche Beschreibung
der Gemeinde Langenbrand. Dort heißt es unter anderem:
Das Pfarrdorf ist Sitz eines Revierförsters und teilt
sich in 2 abgesonderte Gruppen. Die größere mit
Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus, die andere, weniger gedrängt
gebaute Gruppe liegt am Anfang des Förteltals, teils am
oberen Rande desselben. 548 Einwohner
leben in aus Holz erbauten, größten Teils mit
steinernem Unterbau versehenen Gebäuden, häufig mit
Schindeln gedeckt. Die Vermögensverhältnisse sind mit
wenigen Ausnahmen gering. Der bedeutendste Güterbesitz
beträgt 130 Morgen, der mittlere ca. 20 Morgen und der
geringste 1-3 Morgen. Viele Minderbemittelte arbeiten
als Holzmacher oder suchen durch Taglohnen ihr Auskommen zu
sichern. Das
Gewerbe beschränkt sich außer auf 2 Schildwirtschaften
auf die nötigsten Handwerker.
Soweit
ein Auszug aus der Oberamtsbeschreibung.
Frühere
Ortsbeschreibungen bieten die Pfarrberichte und das
Fleckenbüchlein von 1741. Wer
waren die Menschen und Familien die damals in Langenbrand gewohnt
haben? Wo standen die Häuser. Gibt es heute noch Häuser
aus dieser Zeit in Langenbrand ? Die
erste Frage beantwortet das Schätzungs-Protokoll zur
Festsetzung der Versicherungswerte der einzelnen Gebäude.
Die zweite Frage wird
durch einen Blick auf die 1836 erstellte Urkarte beantwortet.
Hier wurden alle damals existierenden Häuser eingetragen.
Leider ist die Nummerierung in der Urkarte sehr durcheinander und
nicht so systematisch wie in Schömberg. Des weiteren sind
seit der Erstellung der Urkarte um 1836 bis zur Erstellung der
Feuerschätzungsprotokolle um 1860 einige Jahre vergangen. In
dieser Zeit haben sich teilweise auch die Bauten geändert.
Für
alle sichtbar ist die Ulrichskirche,
deren Turm aus dem 12. Jhd.. stammt und dem Kirchenschiff in
seiner heutigen Form das 1793 eingeweiht wurde. Der Innenraum
wurde 1962-64 umgestaltet. Das daneben stehende Pfarrhaus
existiert nicht mehr. Das Gasthaus zum Hirsch kann in Teilen noch
alte Bausubstanz enthalten. Häuser aus dieser Zeit gibt
es noch einige. Von den 2 erwähnten Schildwirtschaften, es
handelt sich um den Ochsen und den Hirsch, gibt es nur noch den
Hirsch. Der Ochsen ist im 2. WK abgebrannt. Wurde danach aber
wieder auf gebaut und noch einige Zeit als Wirtschaft
betrieben. Der Hirschwirt Johann Georg Schwitzgäbele
hatte mit mehreren Häusern und einem Versicherungswert von
zus. 7900 Gulden das größte Anwesen in Langenbrand. Er
war der Schwager des Ochsenwirts Gottlieb Mönch Jedes
Haus hatte nur einen beheizbaren Raum. Dazu kamen je nach Größe
mehrere Kammern und die Küche. In fast jedem Haus gab es
einen Stall.
Bis
um 1860 war für Dörfer wie Langenbrand eine relativ
geschichtslose Zeit, fast ohne jeglichen Fortschritt. Über
viele Jahrhunderte gab es Jahr für Jahr den gleichen Ablauf
im bäuerlichen Leben, unterbrochen von Hungersnöten und
kriegerischen Verwicklungen die von außen hereingetragen
wurden. Es gab keine erwähnenswerte Betriebe die eine
überörtliche Bedeutung gehabt hätten. Eine
Änderung dieser Situation trat erst ein mit der
Industrialisierung in Pforzheim und der Erschließung des
Raums durch die Bahnlinien in den Tälern. (1868 + 1874)
Wie
schon erwähnt ist im Schätzungsprotokoll festgehalten
welche Familie in welchem Haus gewohnt hat mit Beschreibung
dieses Hauses. Das
Langenbrander Schätzungsprotokoll wurde am 1860/61 erstellt.
Es beschreibt die Situation zu diesem Zeitpunkt. Durch Tod, Zuzug
und Wegzug, durch Verkauf, Abbruch und Neubau ist der
Gebäudebestand und die Eigentümerstruktur einer steten
Wandlung unterworfen die in Folgeblättern der Protokolle
auch dokumentiert ist. Zusammen mit der Oberamtsbeschreibung den
Pfarrberichten und der Urkarte
aus dem Jahre 1836 ergibt sich ein recht genaues Bild des
Ortes und der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt. In
der Onlinedatei, die im wesentlichen eine Abschrift des
Schätzungsprotokolls ist, und alle Gebäudedaten der 66
Anwesen enthält, wurde von mir versucht, -soweit bekannt-
die Eigentümer mit Personendaten zu ergänzen, Wenn
vorhanden wurden Bilder der jeweiligen Gebäude hinzugefügt.
Die Fotos entstanden nach 1900, geben aber doch einen guten
Eindruck auf dies Zeit und ihre Veränderungen. Die Lage der
jeweiligen Häuser ist mit einer Detailkarte
verlinkt. Weitere Informationen zu Langenbrand bieten
die Pfarrbeschreibung
der Parochi Langenbrand von 1832 und der Pfarrbericht
von 1882 die hier nach zu lesen sind. In den
Pfarrberichten wird über den allgemeinen Zustand der
Gemeinde berichtet. So wird erwähnt, das der Pfarrer 1860
Wilhelm Christoph Stein war, Schultheiß war Friedrich Dürr,
Schulmeister von 1859 – 1872 war Joh. Georg Schneider. Die
Schule befand sich im Haus Nr. 43 neben der Kirche. Dieses wurde
später auch als Rathaus benutzt. Erwähnenswert
ist die Tatsache, dass sich die Einwohnerzahl in Langenbrand nach
den Pfarrberichten von 1858 bis 1883 von 566 auf 443 verringert
hat
Quellen:
Schätzungsprotokoll
(Versicherungswert) Stand:
um 1857 – 1861 beides aus dem Gemeindearchiv
Urkarte ca. 1836
(Urkarte) aus dem Kreisatlas Kartendetails aus dem
Kreisatlas, hand-koloriert durch W. Obert Pfarrberichte
Langenbrand 1859 und 1865 Fotos:
Sammlung Emil Theurer und KH Bertsch
Bemerkungen:
Bildmaterial das einen
Endruck auf die alte Bausubstanz wiedergibt ist nur in geringen
Umfang vorhanden. Angaben zu Familien wurden soweit Informationen
vorliegen eingearbeitet. Berichtigungen und Ergänzungen
werden gerne angenommen.
Juni
2017 - W. Obert
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